Ich bin in Afrika!
Seit einer Woche bin ich jetzt in Afrika und heute habe ich das erste Mal die Möglichkeit, ein Internetcafé zu besuchen, um euch von meinen Erlebnissen zu berichten.
Eine Woche, in der so viel passiert ist, dass es mir vorkommt wir eine Ewigkeit. Ich werde nun versuchen, euch ein bisschen an meinen Eindrücken teilhaben zu lassen.
Die Reise
Am 14.09. ging unser Flug von Stuttgart über Istanbul nach Abidjan, der ehemaligen Hauptstadt der Elfenbeinküste. Am Flughafen hat uns Rod (der Missionar hier) abgeholt und zum Gästehaus gefahren, in dem wir die Nacht verbracht haben. Am nächsten Morgen (nachdem wir von den lauten Melodien unbekannter Vögel geweckt wurden) haben wir uns dann mit dem Auto auf den langen Weg von Abidjan nach Bouaké gemacht, wo sich der Campus von Journey Corps befindet. 6 Stunden hat die Fahrt gedauert und wir konnten die Landschaft, Städte, Dörfer, Slums, Leute und Straßen (sofern man es Straßen nennen kann!) der Elfenbeinküste bewundern. Als wir endlich hier ankamen, hat uns das Journey Corps Team freundlich begrüßt und uns unsere Zimmer gezeigt, wo wir uns erstmal von der Reise ausgeruht haben.
Das Team
Wir sind dieses Jahr 10 Freiwillige im Journey Corps Team. Fünf Deutsche (Carina, Lina, David, Lukas und ich) und fünf Amerikaner (Emily, Haylie, Rebecca, Eric und Drew). Betreut werden wir von den Missionarspaaren Rod + Angelika und Phil + Mimi und einigen anderen Amerikanern, die schon für ein oder zwei Jahre hier sind. Wir haben auch einen Franzosen im Team und einige Ivorer, wir sprechen also abwechselnd Englisch und Französisch und das klappt erstaunlich gut. Trotzdem ist es schön, Angelika hier zu haben, mit der wir auch einfach mal Deutsch reden können :)
Der Campus
Wir befinden uns auf dem Journey Corps Campus, dem Campus einer ehemaligen Schule. Auf einem großen Gelände sind hier die ehemaligen Klassenräume, einige kleine Häuschen, eine Werkstatt, Fußballplatz, Squash-Halle, Sporthalle und der große 'Dorm', in dem wir wohnen, verteilt. Im Dorm gibt es zwei Flügel mit Zimmern (einer für Jungs, einer für Mädchen) und in der Mitte einen großen Aufenthalts- und Essraum mit integrierter Küche. Wir sind in Doppelzimmern untergebracht, immer ein Deutscher und ein Amerikaner. Ich bin in einem Zimmer mit Rebecca.
Hier werden wir die nächsten 2 Monate verbringen, bevor wir auf einheimische Familien verteilt werden.
Erste Eindrücke
Als wir den Flughafen in Abidjan verließen, merkten wir sofort, dass wir am Ziel sind. Die Luft war feucht und warm, überall sah man Palmen und wir waren die einzigen weißen Menschen weit und breit. Auf der Fahrt nach Bouaké und eigentlich auch in den folgenden Tagen waren unsere Augen nicht in der Lage, alles aufzunehmen, was sie sahen. Wir kamen durch große Städte mit Märkten, wo Frauen an unsere Scheiben klopften, um etwas zu verkaufen. Wir kamen durch riesige Slums, wo Kinder an unsere Scheiben klopften, um zu betteln. Wir fuhren durch unberührte Natur, auf Straßen, die mehr einem Meer aus Schlaglöchern glichen und nicht asphaltiert waren.
Die wohl beeindruckendsten Erlebnisse der letzten Tage war der Gottesdienst am Sonntag, unser Ausflug in die Stadt zum Markt und unser Besuch einer Einheimischen Familie.
Der Schwerpunkt im Gottesdienst hier liegt auf Musik und Tanz. Wir haben 'nur' einen französischen Gottesdienst besucht, der ging dann auch 'nur' zwei Stunden, aber ein paarmal im Monat findet ein kombinierter Gottesdienst mit Französisch und Djoula und Senoufo statt, der geht dann schon mal vier Stunden.
An einem Tag gingen wir in die Stadt auf den Markt, um uns unsere ersten afrikanischen Stoffe für Wickelröcke (Panias) zu kaufen. Es war schlicht und einfach überwältigend und unmöglich, alles aufzunehmen. Der Markt ist riesig, eigentlich ist die ganze Stadt Markt. Gemüsemarkt, Paniamarkt, Obstmarkt, Schuhmarkt. Es ist laut und voll, überall sind Leute, überall liegt Müll herum, die Wege gleichen ausgewaschenen Flussbetten und man muss ständig auf den Boden schauen, um nicht hinzufallen – ein bisschen blöd, wenn man gleichzeitig versucht mit den Augen ÜBERALL zu sein. Außerdem kann man sich als weiße Person hier nicht einmal in Ruhe umschauen, weil man ständig angestarrt wird. Die Einheimischen Fotografieren uns, die Kinder laufen hinter uns her und freuen sich riesig, wenn wir ihnen zuwinken, wir sind eine Attraktion, was ziemlich anstrengend sein kann! :)
Um Französisch zu üben, gehen wir oft Familien besuchen und unterhalten uns mit ihnen. So sind wir drei deutschen Mädels an einem Nachmittag mit Angelika ins nächste Dörfchen gelaufen und haben dort eine Familie besucht. Die bestand aus drei jüngeren Frauen und vier kleinen Mädchen – die Männer sind tagsüber arbeiten. Die Frauen saßen, wie es üblich ist, vor dem Haus an der Kochstelle und haben das Abendessen zubereitet. Leider konnten sie kein Französisch, sondern nur die Einheimischen Sprache Djoula. Aber sie hatten gerade eine Frau zu Besuch, die beides konnte und uns immer übersetzt hat. Die Mädchen hatten Angst vor uns, weil die wahrscheinlich fast noch nie Weiße gesehen haben, aber mit der Zeit wurden sie neugieriger und haben gewunken also wir gegangen sind.
Danach habe ich nicht mehr soo viel erlebt, weil ich krank war :) das ganze ungewohnte Essen, Klima usw. hat sich durch Fieber, Magenprobleme und was eben alles damit verbunden ist, geäußert. Von 5 Deutschen lagen deswegen schon 4 flach – die Amerikaner seltsamerweise nicht...Jetzt geht es mir aber wieder gut und ich bin heute das erste mal wieder in der Stadt, ich habe eine neue SIM-Karte gekauft – wer die Nummer will einfach eine Mail schreiben :)
Wie gesagt, ich komm nicht oft ins Internet, aber ich versuch, mich bald wieder zu melden :)
Fotos folgen - wenns gut läuft - schon heute Abend!