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Zerrissen
18.05.2013 10:54
Die Zeit rinnt durch unsere Hände schneller als es uns lieb ist.
Verschont nichts und niemand, auch das was du liebst nicht
und im Augenblick der Stunde wünsche ich mir nichts mehr,
als dass dieser Raum die Zeit los wär.
Bis unsere Wege sich trennen bleibt uns nicht mehr viel Zeit.
Komm, wir machen daraus ne kleine Ewigkeit.
https://www.youtube.com/watch?v=9N9imdMm1iU
Silbermond – Sehn wir uns wieder
Die schlimmsten Wochen meines Aufenthalts hier sind angebrochen: die letzten Wochen.
Mein Herz kann sich einfach nicht entscheiden, ob es sich freuen oder traurig sein soll. Die Freude auf Deutschland kämpft gegen den Schmerz bei dem Gedanken, mein neues Zuhause hier zu verlassen.
Es gibt Momente, da gewinnt die Freude. Wenn ich an all die lieben Leute in Deutschland denke und auch einfach den Luxus, den ich dort habe. Wenn ich mal wieder den Reis satt habe oder wenn schon wieder Wasser und Strom abgestellt sind und ich Wasserfälle schwitze.
Aber es gibt auch Momente, da gewinnt die andere Seite. Wenn meine kleine Schwester Joko zu mir kommt und auf deutsch 'Gutantag' (Guten Tag) sagt. Wenn mein Bruder Michael ganz traurig feststellt, dass ich an meinem Geburtstag nicht mehr hier bin und er nicht von meinem Geburtstagskuchen probieren kann. Wenn ich von vielen kleinen, dunklen Kindern umringt werde, die meine Tasche tragen oder an meiner Hand gehen wollen.
Beide Listen könnte ich noch ewig weiterführen und ich weiß schon jetzt, dass Abschied hier und Ankunft in Deutschland in ein paar Wochen tränenreich werden – sowohl Tränen der Trauer als auch Freudentränen.
Ich denke, das nennt man Liebe.
Ihr Kinderlein kommet, oh kommet doch all!
18.05.2013 10:34
Ich bin wirklich eine untreue Blogführerin! Schon im März habe ich mit einem Projekt angefangen und bis jetzt hier noch nichts dazu geschrieben. Ich hoffe, ihr habt alle meinen Rundbrief gelesen! :) Für die, die ihn doch nicht gelesen haben jetzt eine kurze Zusammenfassung:
Hier in Korhogo gibt es ein Bibelinstitut. Dort werden Pastoren ausgebildet und auch ihre Frauen erhalten Unterricht, zB Handarbeit, Bibel, Lesen & Schreiben, Gesundheit...Die Familien (also auch eine Menge Kinder) leben alle auf dem Gelände der Bibelschule. Viele Kinder sind noch so jung, dass sie nicht in die Schule gehen und sie stören oft die Mütter während dem Unterricht oder streunen alleine auf dem Gelände herum. Dreimal in der Woche mache ich nun ein Kinderprogramm mit ihnen. Wir singen und spielen viel und ich versuche einfache Dinge wie Farben und Zahlen mit ihnen zu lernen. Mittwochs ist hier keine Schule, also sind auch die Schulkinder da. Dann habe ich bis zu 45 Kinder. Ich erzähle jeden Mittwoch eine Geschichte aus der Bibel, wir malen und basteln. Die Kinder sind super süß und freuen sich jedes mal, wenn ich komme. 'Tantie est venue!' (Tantie ist gekommen) schreit es dann von überall her und alle Kids kommen auf mich zugerannt. Es ist nicht immer einfach, weil die Kinder oft nicht leicht unter Kontrolle zu halten sind, sich gegenseitig schlagen und die jüngsten Kinder noch kein Französisch sprechen. Deswegen bin ich jedesmal froh, wenn ich eine Mutter ohne eins von den älteren Mädels zur Hilfe habe. Die können dann auch mal auf Sénoufo übersetzen. Trotzdem habe ich die Kids schon am ersten Tag ins Herz geschlossen und würde sie am liebsten alle mit nach Deutschland nehmen!
Joy & Sadness
02.03.2013 10:57
Glücksmomente...
...wenn mein ivorisches Schwesterchen auf meinem Schoß sitzt, mein Gesicht in ihre kleinen Händchen nimmt und mir ein Küsschen aufs Kinn drückt.
...wenn ich nach einer Nacht aufwache, in der mir trotz Ventilator der Schweis in Bächen über den Körper gelaufen ist und es das erste Mal seit fast 3 Monaten regnet.
...wenn ich die 20-45 lachenden, dunkelstbraunen Gesichter der Kinder sehe, die ich dreimal in der Woche betreue.
...wenn mir der Nachhilfelehrer meiner Geschwister sagt, dass ich ganz anders bin, als die meisten Weisen und doch einfach mein ganzes Leben lang hierbleiben soll. Weil ich Pagnes binden kann, mit schmutzigen Kindern spiele und ein Leben mit den Ivorern führe.
...wenn ich sehe, wie prächtig die Küken unserer Hennen gedeihen :)
...wenn meine Schwester mich schlägt, weil mich das zu ihrer Schwester macht und ich nicht mehr die weiße Fremde bin.
...wenn ich nach einem anstrengenden Tag, an dem ich absolut keine Lust mehr auf die Afrikaner hatte, feststelle, dass mir Gott wieder einmal die nötige Kraft und Liebe geschenkt hat.
...wenn ich Post aus Deutschland bekomme.
...wenn meine Tante mich mit ihrem ausgelassenen Lachen ansteckt.
Nicht so schöne Momente...(meistens sind das Momente, in denen ich mich besonders weiß fühle)
...wenn mal wieder zwei kleine Mädchen schreiend und weinend wegrennen, weil sie Angst vor dem weißen Mädchen haben.
...wenn ich abends nach einem langen Tag hungrig und müde nach Hause komme und es zum hunderttausendsten Mal schon wieder REIS gibt.
...wenn ich mich morgens auf meinen Tee mit einem Stück Baguette freue und stattdessen Maisbrei (NICHT lecker) oder Reis mit Soße vom Vorabend bekomme.
…wenn ich einfach mal Heimweh habe.
...wenn der Hahn in unserem Hof um 4 Uhr morgens anfängt zu krähen.
...wenn mich die Leute (besonders Männer) hemmungslos anstarren, mir hinterherpfeifen, hinterherlaufen, mit mir befreundet sein oder mich heiraten wollen.
...wenn ich auf dem Markt oder für ein Taxi viel zu viel bezahle ('viel' ist für deutsche Verhältnisse NICHTS), weil ich einfach nicht so gut wie die Ivorer handeln kann und diese denken, dass bei uns weißen viel zu holen ist.
Meine ivorische Familie
23.02.2013 18:00Groß zum Blogschreiben komme ich gerade kaum, aber Bilder sagen bekanntlich oft mehr als tausend Worte!
Heute möchte ich euch meine Gastfamilie vorstellen:
Oben: Papa Daniel, Ich mit Schwester Jekolia ('Joko'), Mama Rachel
Unten: Brüder Michael und Minahem, Tante Dorcas, Cousine Salome
wir haben superviel Spaß zusammen und ich bin echt glücklich, dass ich eine so nette Familie erwischt hab!
Hier helfe ich beim Kabato kochen (Maisbreizeug, kann man nicht beschreiben, muss man mal gegessen haben :D) und Onkel Jean bearbeitet ein Huhn. Es sind auch immer ein Haufen Nachbarskinder bei uns zum Spielen etc...
Nach einem langen Tag mit Spielen kann man schon mal nach dem Baden einschlafen! :)
Haus und Hof
Besonders freue ich mich über meine kleine Schwester Joko, da ich in Deutschland ja nur Brüder habe :) Sie ist wirklich sehr süß! Spricht zwar nicht Französisch, aber meistens ist auch das kein Problem!
Hier war ich mit meiner Gastmama auf einer Frauenkonferenz von der Kirche. Wir sind singend und tanzend durch die Stadt gelaufen und dabei hab ich mich dementsprechend verbrannt :) Unten ein Bild mit meiner Gastmama in der Uniform (und schon krebsrot)
Welcome Back Boys!
03.12.2012 17:26
Als die Jungs zurückkamen, erwarteten sie einige Überaschungen im Jungsflügel. Wenn sie sich erstmal durch den Berg von Möbeln im Eingang durchgekämpft hatten, entdeckten sie in ihren Zimmern haufenweise Bälle, Fahrräder, Klopapierrollen oder mit Wasser gefüllte Becher. Am schlimmsten hat es allerdings das Bad getroffen. Alle Matratzen waren vor den Duschen aufgestapelt, die Duschvorhänge waren zusammengeschnürt und die Duschköpfe verdreht. Die Toiletten haben wir von innen verschlossen und sind darunter vorgekrochen. Und auf den Spiegeln haben wir süße Lippenstiftgrüße hinterlassen. Die Reaktion der Jungs war sehr positiv und begleitet von viel Gelächter :D
Aber eine Revanche ließ natürlich nicht lange auf sich warten. Da die Jungs nun schon 2x ohne uns einen größeren Ausflug machen konnten, fuhr Rod nun nur mit uns Mädels in den Busch. Wir haben wieder den Rock Quarry besucht, wo wir schon öfter waren. Wir hatten Gewehre dabei und haben auf kleine Felsen im See geschossen.
Außerdem hatten wir ein Teleskop dabei und haben Jupiter mit seinen 4 Monden angeschaut. Wir konnten sogar die 2 Streifen auf seiner Oberfläche sehen. Später haben wir auch noch den Mond angeschaut, mit allen seinen Kratern.
Ganz lang lagen wir auch einfach nur auf dem Felsen und haben den Sternenhimmel angeschaut. Man hat sie Milchstraße gesehen, Satelitten, Sternschnuppen und um uns herum sind die Glühwürmchen geflogen.
Wunderschön, aber wir wussten genau, dass die Jungs im gleichen Moment etwas planen, um sich an uns zu rächen. Wir hatten extra alle unsere Zimmertüren abgeschlossen.
Das erste, was wir sahen als wir zurückkamen war eine schwarze Kobra in unserem Flur. Sie war tot, also war die Aufregung nur von kurzer Dauer. Allerdings sahen wir dann unser Bad. Die Jungs hatten all unsere Duschvorhänge geklaut und die Wasserleitung der Toiletten zugedreht. Das konnten wir alles verkraften und wir haben uns ziemlich sicher gefühlt, weil wir unsere Zimmertüren ja zugeschlossen hatten.
Aber natürlich waren unsere Jungs klüger als wir dachten und sind trotzdem irgendwie in unsere Zimmer gekommen. Es war ein einziges Chaos. Alle unsere Betten waren aufgestellt, die Matratzen verschwunden und unser Zeug im ganzen Raum verstreut.
So schlau wie wir dachten waren wir also nicht, denn die verschlossenen Türen waren für die Jungs kein Hindernis.
Wenigstens hatten wir am Tag danach einen leckeren Snack: Gekochte Kobra.
Das große Fressen
02.12.2012 14:55
Zurzeit haben wir ein Team von Amerikanern zu Besuch, die für einen Kürzteinsatz in die Côte d'Ivoire kamen, um zusammen mit unseren Jungs ein Dach auf eine Kirche in Niakara zu bauen. Während sie dort gearbeitet haben, war die Aufgabe von uns Mädels den Amerikanerinnen Bouaké zu zeigen. Wir waren im Waisenheim, auf dem Markt und beim Schneider. Grandma Lu, 87 Jahre (!), hatte großen Spaß daran, mit den Kindern im Waisenheim zu tanzen.
Jedes Jahr kommen alle Missionare an dem Wochenende nach Thanksgiving für eine dreitägige Missionskonferenz hier auf dem Campus zusammen. Lukas, David und ich wurden gebeten, an diesen Tagen den Worship zu leiten. David hat mit gezeigt, wie man Lieder am Klavier begleitet und nach einer Probenreichen Woche konnte ich tatsächlich nicht mehr nur 'klassisch' Klavier spielen, sondern auch Songs begleiten. Das wollte ich schon so lang lernen, deswegen war ich echt froh darüber :)
Auf der Konferenz lernten wir also alle Missionare der Elfenbeinküste kennen und haben viele Berichte von ihren Arbeiten gehört. Das war sehr interessant.
Zum Abschluss haben wir am Sonntag (anstatt Donnerstag) alle zusammen, also ca. 60 Personen, Thanksgiving gefeiert. Truthahn gab es nicht, dafür haufenweise Hühnchen, Kartoffelbrei, grüne Bohnen, verschiedene Soßen, amerikanische Pies (Kuchen)...Es war ein richtig schönes Miteinander, viele Leute haben erzählt, wofür sie dankbar sind, wir haben Lieder gesungen und so viel gegessen, dass wir uns kaum noch rühren konnten. Beim Gruppenfoto mussten dann alle die Bäuche einziehen :D
Afrikanisches Allerlei
02.12.2012 14:49
Unser häufigstes Fortbewegungsmittel: das Moto-Taxi. Am Anfang hatte ich ziemlich Angst und ich hatte nie im Leben gedacht, dass ich mal (ohne Schutzkleidung) Motorrad fahren werde! Aber mit der Zeit wurde es besser und mit weißen Frauen auf dem Gepäckträger fahren die Ivorer auch echt vorsichtig.
Nachmittags oder abends machen die Jungs oft afrikanischen Tee für uns alle. Er wird der Reihe nach an den ältesten Mann bis zum jüngsten Mann und erst danach an die Frauen serviert. Da es drei Aufgüsse gibt (jeder ein bisschen schwächer und dafür süßer), dauert das Teetrinken oft über eine Stunde. Das ist hauptsächlich eine Männerbeschäftigung, aber hier auf dem Campus bekommen wir Mädels auch etwas.
Auf einer kleinen Tour durch den Busch haben wir verschiedenste Bäume, Pflanzen und Vögel gesehen. Die Brücke ist übrigens genauso stabil wie sie aussieht!
Eines Tages war plötzlich 'Snow-Day'. Wir hatten unter der Woche einen Tag frei und konnten den ganzen Tag lang tun und lassen, was wir wollten. Um die Stimmung zu perfektionieren, gab es zum Abendessen Chilli con carne und danach heiße Schokolade zu einem Weihnachtsfilm. Wir Deutschen Mädels haben Schnipsel auf die Ventilatoren gelegt und diese dann angeschalten – es gab also sogar Schnee! :)
Im Waisenheim bin ich immer wieder gern, die Kinder dort sind einfach so süß! Die Kleine heißt Justine, ist jetzt einen Monat alt und schon viel größer geworden.
Auf den Buschstraßen kann es schon mal vorkommen, dass ein Auto stecken bleibt und rausgezogen werden muss :)
Darf ich vorstellen? Silue' Minthan Julia!
02.12.2012 13:36
Silue Minthan Julia ist der Name, den mir meine Probe-Gastfamilie Anfang des Monats gegeben hat. Silue ist eine Art Familienname, der beschreibt, welcher Gruppe von Ivorern ich angehöre und Minthan bedeutet 'schöner Name' auf Senoufo (eine einheimische Sprache). Ich habe eine Woche mit einer Frau (Tantie Mical) und ihren zwei jüngeren Schwestern (Janette und Yeo) verbracht, um das tägliche Leben einer ivorischen Familie zu sehen. Eine Familie ohne Mann und Kinder ist natürlich nicht wirklich typisch ivorisch, also habe ich einige Dinge wie die Rolle der verschiedenen Familienmitglieder und Geschlechter nicht beobachten können. Aber ich hab andere Erfahrungen gemacht. Ich habe zum Beispiel meine Tantie in die Vorschule begleitet, wo sie arbeitet. Ich war mit auf dem Markt und ich hab viel beim Essen vorbereiten geholfen.
links lernen die Kinder schöne Kreise in den Sand zu malen, rechts sieht man den Klassenraum
Einmal habe ich meine Tantie zum Haare machen begleitet. Die Haare der Afrikaner werden nicht lang und sie finden sie auch nicht schön, deswegen trägt fast jede Frau Kunsthaare. Dafür werden die echten Haare erst in einer Spirale um den Kopf geflochten und dann die Kunsthaare hineingenäht. Ganz schön verrückt für uns Deutsche/Amerikaner! Aber den Afrikanern gefällt es so.
Am Anfang war es schwierig für mich eine Beziehung zu den drei Frauen aufzubauen, weil eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen Fernsehen war und wir nicht wirklich viel miteinander geredet haben. Dafür hatte ich mehr Zeit für mich und auch für meine Beziehung zu Gott, die unter dem vielen Programm während der Vorbereitungszeit echt gelitten hat. Gegen Ende der Woche ist auch meine Beziehung zur Familie immer besser geworden. Mir ist es auch ein bisschen schwer gefallen, mit Tantie ein Zimmer und ein Bett (!) zu teilen. Ich hatte nicht wirklich einen Ort, wo ich mich zurückziehen konnte. Ich hoffe, dass ich in meiner endgültigen Gastfamilie diese Möglichkeit habe.
einige Bilder aus meinem Haus
Schlafzimmer, Bad, Wohnzimmer
Küche und Hinterhof (Ort, wo gekocht wird)
Eingangsbereich
Geschichten aus Afrika
27.10.2012 12:26
Auf dem Campus leben viele Ameisen und wenn man den gemeinen 'Driver-Ants' begegnet, sollte man ihnen auf keinen Fall zu nahe kommen! Außerdem haben wir hier zwei Wachhunde, die nachts den Campus bewachen. Furchtbar lieb, solange man sich nicht verdächtig benimmt und zB vor ihnen wegrennt.
Eines Abends sind wir gleichzeitig einem der Hunde und einer Schar von Driver-Ants begegnet – absolut keine gute Kombination. Während die Ameisen unsere Füße angriffen und in unsere Klamotten krochen, mussten wir trotz allen Schmerzen ruhig stehen bleiben, um dem Hund zu zeigen, dass wir kein Feind sind. Große Erleichterung dann, als wir (langsam) ins Haus laufen konnten und die Ameisen von uns entfernen konnten. Ihr mögt jetzt vielleicht denken 'Sind doch nur Ameisen?', aber wie ihr auf dem Bild sehen könnt, haben unsere kleinen Freunde enorme Beiswerkzeuge und mein Fuß hat nach dem 'Angriff' tatsächlich geblutet. Seitdem mache ich einen großen Bogen um (bzw. Sprung über) die gut 5 cm Ameisenstraßen, die diese Tierchen erzeugen.
L'école dimanche
Am Sonntag im Gottesdienst haben wir das erste Mal in der Sonntagsschule mitgeholfen. Ich war in der Gruppe mit den jüngsten Kindern (ca. 3-5 Jahre alt, also wie Kinderstunde bei uns). Es hat großen Spaß gemacht und die Kinder sind SO süß! :)
Ich war überrascht, weil das Programm sehr ähnlich war zu dem, wie ich es aus Deutschland aus der Kinderstunde kenne. Wir haben erst gesungen (und getanzt!), dann eine Geschichte aus der Bibel erzählt und anschließend die restliche Zeit Spiele gemacht. Wir haben Seifenblasen gemacht und mit Schwungtuch und Ball gespielt.
In den nächsten Wochen können wir die verschiedenen Gruppen der Sonntagsschule anschauen. Es gibt 4 verschiedene Niveaus mit steigendem Alter.
Waisenheim
In Bouaké gibt es zwei Waisenheime. Eins davon wird vom Staat unterstützt, sie haben dort viel Personal, konnten renovieren und es ist ziemlich hygienisch. Das andere Heim wird nicht unterstützt und die wenigen Frauen, die dort arbeiten, können sich nicht so gut um die Kinder, die Hygiene und das Gebäude kümmern, wie sie gerne würden.
Letzte Woche haben wir das staatlich unterstützte Waisenheim besucht und ein bisschen Zeit mit den Kindern verbracht. Es war zugleich schön aber auch traurig. Die Kinder haben sich total gefreut, dass wir ihnen Aufmerksamkeit geschenkt haben. Wir haben aber auch viele behinderte Kinder gesehen und ein Baby, das gerade mal eine Woche alt war – seine Mutter ist nach der Geburt gestorben.
Tabaski
Tabaski ist ein muslimischer Feiertag. Über 80 % der Bewohner in Bouaké sind Moslems. Fast ganz Bouaké war also am Feiern und wir sind in die Stadt gefahren, um uns das Fest anzusehen. Die Straßen waren alle ungewöhnlich leer. Der Verkehr hielt sich in Grenzen und auf dem Markt waren nur ein paar Tische geöffnet.
Die Muslime gehen morgens alle zum Beten in die Moschee. Danach werden die Opfertiere geschlachtet.
Als wir durch die Straßen gelaufen sind, haben wir als erstes überall in den Abwasserkanälen das Blut der Tiere gesehen.
Je weiter wir in die Wohnviertel kamen, desto mehr Gruppen und Familien haben wir gesehen, die gerade ein Schaf oder eine Kuh geopfert haben. Wir haben zusehen können, wie sie ihnen den Hals aufschneiden, sie ausbluten lassen, häuten und die Innereien herausholen. Ziemlich eklig also, aber auf jeden Fall eine Erfahrung wert!
Mittags sind wir eine Familie besuchen gegangen, die ebenfalls das Fest gefeiert haben. Wir saßen (Männer und Frauen getrennt) im Innenhof, haben uns unterhalten und konnten zusehen, wie die Frauen und Männer das geopferte Schaf zubereiten.
Die Frauen haben und Gebäck und Orangen gebracht und wir wurden alle zum Mittagessen eingeladen. Wir saßen alle in einem Kreis und die Frauen haben das Essen gebracht: Fleisch (vom Opferschaf), Injam (afrik. Kartoffel), Reis, 2 verschiedene Soßen, Cola, Fanta und eine Schüssel mit Wasser zum Hände waschen. Wir haben aus der gleichen Schüssel gegessen und aus dem gleichen Becher getrunken – alles mit der rechten Hand, denn die linke Hand ist unrein und Besteck wurde uns zwar angeboten, aber wir wollten es 'richtig' afrikanisch machen.
Ich bin in Afrika!
22.09.2012 13:37
Seit einer Woche bin ich jetzt in Afrika und heute habe ich das erste Mal die Möglichkeit, ein Internetcafé zu besuchen, um euch von meinen Erlebnissen zu berichten.
Eine Woche, in der so viel passiert ist, dass es mir vorkommt wir eine Ewigkeit. Ich werde nun versuchen, euch ein bisschen an meinen Eindrücken teilhaben zu lassen.
Die Reise
Am 14.09. ging unser Flug von Stuttgart über Istanbul nach Abidjan, der ehemaligen Hauptstadt der Elfenbeinküste. Am Flughafen hat uns Rod (der Missionar hier) abgeholt und zum Gästehaus gefahren, in dem wir die Nacht verbracht haben. Am nächsten Morgen (nachdem wir von den lauten Melodien unbekannter Vögel geweckt wurden) haben wir uns dann mit dem Auto auf den langen Weg von Abidjan nach Bouaké gemacht, wo sich der Campus von Journey Corps befindet. 6 Stunden hat die Fahrt gedauert und wir konnten die Landschaft, Städte, Dörfer, Slums, Leute und Straßen (sofern man es Straßen nennen kann!) der Elfenbeinküste bewundern. Als wir endlich hier ankamen, hat uns das Journey Corps Team freundlich begrüßt und uns unsere Zimmer gezeigt, wo wir uns erstmal von der Reise ausgeruht haben.
Das Team
Wir sind dieses Jahr 10 Freiwillige im Journey Corps Team. Fünf Deutsche (Carina, Lina, David, Lukas und ich) und fünf Amerikaner (Emily, Haylie, Rebecca, Eric und Drew). Betreut werden wir von den Missionarspaaren Rod + Angelika und Phil + Mimi und einigen anderen Amerikanern, die schon für ein oder zwei Jahre hier sind. Wir haben auch einen Franzosen im Team und einige Ivorer, wir sprechen also abwechselnd Englisch und Französisch und das klappt erstaunlich gut. Trotzdem ist es schön, Angelika hier zu haben, mit der wir auch einfach mal Deutsch reden können :)
Der Campus
Wir befinden uns auf dem Journey Corps Campus, dem Campus einer ehemaligen Schule. Auf einem großen Gelände sind hier die ehemaligen Klassenräume, einige kleine Häuschen, eine Werkstatt, Fußballplatz, Squash-Halle, Sporthalle und der große 'Dorm', in dem wir wohnen, verteilt. Im Dorm gibt es zwei Flügel mit Zimmern (einer für Jungs, einer für Mädchen) und in der Mitte einen großen Aufenthalts- und Essraum mit integrierter Küche. Wir sind in Doppelzimmern untergebracht, immer ein Deutscher und ein Amerikaner. Ich bin in einem Zimmer mit Rebecca.
Hier werden wir die nächsten 2 Monate verbringen, bevor wir auf einheimische Familien verteilt werden.
Erste Eindrücke
Als wir den Flughafen in Abidjan verließen, merkten wir sofort, dass wir am Ziel sind. Die Luft war feucht und warm, überall sah man Palmen und wir waren die einzigen weißen Menschen weit und breit. Auf der Fahrt nach Bouaké und eigentlich auch in den folgenden Tagen waren unsere Augen nicht in der Lage, alles aufzunehmen, was sie sahen. Wir kamen durch große Städte mit Märkten, wo Frauen an unsere Scheiben klopften, um etwas zu verkaufen. Wir kamen durch riesige Slums, wo Kinder an unsere Scheiben klopften, um zu betteln. Wir fuhren durch unberührte Natur, auf Straßen, die mehr einem Meer aus Schlaglöchern glichen und nicht asphaltiert waren.
Die wohl beeindruckendsten Erlebnisse der letzten Tage war der Gottesdienst am Sonntag, unser Ausflug in die Stadt zum Markt und unser Besuch einer Einheimischen Familie.
Der Schwerpunkt im Gottesdienst hier liegt auf Musik und Tanz. Wir haben 'nur' einen französischen Gottesdienst besucht, der ging dann auch 'nur' zwei Stunden, aber ein paarmal im Monat findet ein kombinierter Gottesdienst mit Französisch und Djoula und Senoufo statt, der geht dann schon mal vier Stunden.
An einem Tag gingen wir in die Stadt auf den Markt, um uns unsere ersten afrikanischen Stoffe für Wickelröcke (Panias) zu kaufen. Es war schlicht und einfach überwältigend und unmöglich, alles aufzunehmen. Der Markt ist riesig, eigentlich ist die ganze Stadt Markt. Gemüsemarkt, Paniamarkt, Obstmarkt, Schuhmarkt. Es ist laut und voll, überall sind Leute, überall liegt Müll herum, die Wege gleichen ausgewaschenen Flussbetten und man muss ständig auf den Boden schauen, um nicht hinzufallen – ein bisschen blöd, wenn man gleichzeitig versucht mit den Augen ÜBERALL zu sein. Außerdem kann man sich als weiße Person hier nicht einmal in Ruhe umschauen, weil man ständig angestarrt wird. Die Einheimischen Fotografieren uns, die Kinder laufen hinter uns her und freuen sich riesig, wenn wir ihnen zuwinken, wir sind eine Attraktion, was ziemlich anstrengend sein kann! :)
Um Französisch zu üben, gehen wir oft Familien besuchen und unterhalten uns mit ihnen. So sind wir drei deutschen Mädels an einem Nachmittag mit Angelika ins nächste Dörfchen gelaufen und haben dort eine Familie besucht. Die bestand aus drei jüngeren Frauen und vier kleinen Mädchen – die Männer sind tagsüber arbeiten. Die Frauen saßen, wie es üblich ist, vor dem Haus an der Kochstelle und haben das Abendessen zubereitet. Leider konnten sie kein Französisch, sondern nur die Einheimischen Sprache Djoula. Aber sie hatten gerade eine Frau zu Besuch, die beides konnte und uns immer übersetzt hat. Die Mädchen hatten Angst vor uns, weil die wahrscheinlich fast noch nie Weiße gesehen haben, aber mit der Zeit wurden sie neugieriger und haben gewunken also wir gegangen sind.
Danach habe ich nicht mehr soo viel erlebt, weil ich krank war :) das ganze ungewohnte Essen, Klima usw. hat sich durch Fieber, Magenprobleme und was eben alles damit verbunden ist, geäußert. Von 5 Deutschen lagen deswegen schon 4 flach – die Amerikaner seltsamerweise nicht...Jetzt geht es mir aber wieder gut und ich bin heute das erste mal wieder in der Stadt, ich habe eine neue SIM-Karte gekauft – wer die Nummer will einfach eine Mail schreiben :)
Wie gesagt, ich komm nicht oft ins Internet, aber ich versuch, mich bald wieder zu melden :)
Fotos folgen - wenns gut läuft - schon heute Abend!